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  • AutorenbildDelia Bohren

Gender Pension Gap - Warum Frauen deutlich häufiger von Altersarmut betroffen sind.

Aktualisiert: 5. Jan.

Im Beitrag erfährst Du:

- Was Altersarmut ist

- Was die Gründe für Altersarmut sind

- Warum das Risiko von Altersarmut betroffen zu sein für Frauen und insbesondere Mütter höher ist als für andere Personengruppen


Altersarmut - Wer ist davon betroffen?


Gemäss einer repräsentativen Umfrage der ProSenectute in Kooperation mit der ZHAW und der Universität Genf gibt es betreffend Altersarmut einen riesigen Geschlechtsunterschied.

Frauen in der Schweiz sind doppelt so oft von Altersarmut betroffen wie Männer.

17,7 % der Frauen aber nur 9,9 % der Männer in der Schweiz leben am oder unter dem Existenzminimum.

Da stellt sich mir die Frage: Wieso gibt es in einem wohlhabenden Land wie der Schweiz Altersarmut in diesem Ausmass und wieso ist ein grosser Teil dieser Menschen weiblich?


Risikofaktoren für Altersarmut


- Geschlecht:

Das Geschlecht spielt wie oben erwähnt eine grosse Rolle.


- Bildung

Senior:innen, welche 'nur' eine obligatorische Schulbildung abgeschlossen haben sind 4 mal häufiger von Altersarmut betroffen, als Senior:innen welche eine weiterführende Schule besucht haben.


- Staatsangehörigkeit

Das Armutsrisikio ist für Ausländer:innen deutlich höher. Der Anteil ausländischer Betroffener von Altersarmut ist mehr als doppelt so hoch, als bei Schweizer Staatsangehörigen.


- Zivilstand

Für verwitwete oder geschiedene Senior:innen ist das Risiko von Altersarmut betroffen zu sein deutlich erhöht.


- Wohnort

Menschen in ländlichen Gebieten sind öfters betroffen als Personen, welche in urbanen Gemeinden oder Städten leben. Der Abbildung unten kannst Du die regionalen Unterschiede von Altersarmut entnehmen.


Wie wirkt sich Altersarmut auf die Menschen aus?


Armut stellt Menschen vor grosse finanzielle Herausforderungen. Dies wirkt sich auf die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen aus. Für sie ist die Teilhabe an Sozialem (Feste, Vereine, Kino, ins Kaffee gehen usw.) deutlich erschwert. Dadurch fühlen sie sich öfters unzufrieden oder einsam und werden krank.



Wenn Du oder eine Dir bekannte Person Hilfe benötigt, ist die ProSenectute eine empfehlenswerte Anlaufstelle.


Warum vor allem Frauen betroffen sind - 5 Gründe


1. Frauen sind häufiger nicht berufstätig Gemäss SwissLife liegt die Erwerbsquote von Frauen in der Schweiz bei 60,7%. Das liegt unter dem EU Durchschnitt vom 65,3%.


2. Frauen arbeiten mehr Teilzeit

Frauen arbeiten in ganz Europa deutlich häufiger Teilzeit als Männer. In der EU sind ein Drittel der Teilzeiterwerbstätigen Frauen - nur 8% der Teilzeitarbeitenden sind Männer.

Achtung; In der Schweiz sind sind es sogar 80%! Davon arbeitet die Hälfte weniger als 50%.

Dadurch gibt es geringere Entwicklungen im Lohn- und Rentenbereich, da weniger Frauen sich dafür einsetzen. Viel zu oft haben Frauen in Teilzeitarbeit weniger Aufstiegschancen und weniger Entwicklungsmöglichkeiten als Männer. Die Stundenlöhne sind tiefer und besonders in der Schweiz sind Teilzeitarbeitende unterdurchschnittlich altersversichert, da der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin erst ab einem Jahreseinkommen von (Stand 2023) 22'050 Franken verpflichtet ist in die 2. Säule (berufliche Vorsorge BVG) einzuzahlen. Frauen arbeiten deutlich häufiger in sogenannten Minijobs. In diesen erreichten sie diese Schwelle für das BVG Obligatorium häufig nicht.


Anzumerken ist hier sicher, dass ein Grossteil der Frauen Mütter sind und bezahlbare Ganztagsbetreuung sowie der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub - gibts erst seit dem 1.1.21 -in der Schweiz noch in den Kinderschuhen stecken...


3. Gender Pay Gap

Die Gender Pay Gap - also der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen - beträgt in der Schweiz 18%. Auch hier stehen wir im Vergleich zur EU schlechter da.

Die Lohnunterschiede haben verschiedene Ursachen.

Frauen haben durch die Geburt von Kindern häufiger einen Erwerbsunterbruch und arbeiten anschliessend häufiger Teilzeit. Sie können also weniger in die 2. und 3. Säule* einzahlen und weniger sparen. Realität ist leider immer noch, dass Frauen teilweise bei gleicher Position und Qualifikation schlechter bezahlt werden.

* 1. Säule: AHV 2. Säule BVG 3. Säule freiwillige private Altersvorsorge


Exkurs: Geschlechtsdiskriminierung am Arbeitsplatz

Zudem sind Frauen am Arbeitsplatz häufiger von sexuellen Übergriffen betroffen und werden häufiger aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Bei einer Online-Umfrage von Statista im Jahr 2019 wurden 11'500 Personen zu Geschlechtsdiskriminierung befragt. 28% der befragten Frauen gaben an wesentlich davon betroffen zu sein.


Erst vor kurzem wurde einer Berufskollegin der unbezahlte Urlaub verwehrt. Die Begründung ihres Vorgesetzten: Sie werde wahrscheinlich sowieso in den nächsten Jahren schwanger und habe ja dann 'Urlaub'.

Kantonsangestellte, Kanton Solothurn, 2022


Einer anderen Kollegin wurde bei einem Vorstellungsgespräch an einer Schule im Kanton Solothurn gefragt, wie das Unterrichten denn mit 4 Kindern, frisch geschieden und alleinerziehend für sie möglich sei und wie sie die Organisation mit ihren Kindern gestalten werde, damit die Unterrichtsqualität nicht leiden werde.


Frauen wird das Muttersein oder bereits die Annahme, dass sie Kinder bekommen könnten als Last auferlegt. Auch das hat Auswirkungen auf ihre Karriere und auf ihre Altersvorsorge.


4. Lebenserwartung und Rente

Frauen gehen in der Schweiz noch häufiger früher in Rente und haben eine höhere Lebenserwartung als Männer.


5. Frauen haben noch ein geringeres Finanzwissen

Verschiedene Studien des NBOER stellten fest, dass sich in der Ehe oder in Paarbeziehungen öfters die Männer um finanzielle Themen kümmern und somit auch um die Altersvorsorge. Oft wird Frauen erst bei einer Scheidung bewusst, dass ihre Altersvorsorge nicht reichen wird.


Fazit:

Altersarmut gibt es auch in der 'reichen' Schweiz. Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und tieferen Bildungsabschlüssen sind öfters davon betroffen.

Gründe für die Altersarmut von Frauen sind vielfältig. Lebenserwartung, Geburt von Kindern und Teilzeitarbeit führen zur Gender Pension Gap.

Wissen ist Macht und Finanzwissen hilft gegen Altersarmut.


Damit Dir das nicht passiert, kannst Du meine Blogbeiträge weiterverfolgen. :)

Die nächsten Blogbeiträge wir es um die Themen: Vorsorgesystem Schweiz, private Vorsorge und Vorsorgedossiers gehen.


Welche Erfahrungen hast Du im Alltag oder zur Gender Pension Gap gemacht?

Ich freue mich über eine Rückmeldung von Dir.


Du findest mich auch auf Instagram unter stutz.mitdelia._ und LinkedIn unter Delia Bohren.


Der STUTZ möge in Deiner Hand sein. ;)







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