Was Deine Pensionskasse mit dem Frauenstreik am 14. Juni zu tun hat

In diesem Artikel erfährst Du:

- Was die Pensionskasse ist.

- Was ein Koordinationsabzug ist.

- Was als Teilzeitarbeitende und Mutter wichtig zu beachten ist.

- Dass Du auch bei der Pensionskasse Einfluss nehmen kannst.

- Wieso ich Feministin bin und was das mit der PK zu tun hat. 

- Was der Frauenstreik am 14.06.23 damit zu tun hat .

Gender Pensiongap

Die Gender Pensiongap belieft sich im Jahr 2020 in der Schweiz auf 34,6%! Das bedeutet kurz und knapp: dass ein Grossteil der Frauen in der Schweiz deutlich weniger Rente erhält als die männlichen Mitbürger.

Kling unfair oder?

Ist es auch!

Mehr zur Gender Pensiongap in meinem Blogartikel https://www.stutzmitdelia.ch/post/gender-pension-gap-warum-frauen-deutlich-häufiger-von-altersarmut-betroffen-sind .

Facts zur Vorsorge Schweiz

Die Gender Pensiongap hängt mit unserer Vorsorge zusammen.

Wir kennen in der Schweiz das 3 Säulensystem.

1. Säule: AHV - ab einer Arbeitszeit von 8h pro Woche

2. Säule: Pensionskasse BVG ab 25 J. und einem Jahreseinkommen von 22'050 Franken.

3. Säule: Private Vorsorge 3a/3b mit einem Maximalbeitrag von 7’056 Franken im Jahr 2023.

Die Gender Pensiongap ist vor dem Muttersein relativ gering. Sobald Frau Kinder bekommt verändert sich dies drastisch.

Im Bericht des Bundesrates findet man verschiedenste Zahlen zu den Gendergaps. Die Zahlen aus dem Bericht vom Jahr 2022 sind alarmierend.

Frauen beziehen deutlich seltener Renten aus der zweiten Säule. Frauen 49,7% vs. Männer 70,6%. Wenn sie diese Rente beziehen, ist diese auch noch durchschnittlich 47% tiefer als jene der Männer.

Ich bezeichne mich als Feministin und oft wird mir dann gesagt, es sei doch alles nicht so schlimm und in der Schweiz hätten die Frauen ja alles. Also wofür der ganze Feminismus?

Wenn man die harten Fakten unter die Lupe nimmt, ist für mich klar wieso. Die Gleichberechtigung ist bei der Rente und v.a. in der 2. Säule BVG nicht gegeben.

Quelle

(https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-90256.html#:~:text=September%202022%20hat%20der%20Bundesrat,Indikatoren%20zu%20geschlechterspezifischen%20Einkommensunterschieden%20verabschiedet.)

Was Feminismus mit der Pensionskasse zu tun hat oder wieso ich Feministin bin

Das Wort Feminismus löst ihn den Menschen unterschiedliche Gefühle und Glaubenssätze aus, leider oft auch negative.

Feminismus bedeutet für mich female empowertment – vor allem in Hinblick auf die Finanzen.

Es bedeutet für mich Menschenrechte. Gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle, egal welches Geschlecht, Hautfarbe, Aussehen, mit Beeinträchtigung oder ohne.

Ich verbrenne also weder meinen BH noch hasse ich Männer. ;)

Es geht auch nicht darum den Männern alles wegzunehmen und eine Weltherrschaft von Frauen anzustreben.

Und sind wir ehrlich? Das Patriarchat ist weder für Männer noch für Frauen ganz so einfach.

Unser 3 Säulensystem und insbesondere die Pensionskasse stammen aus einer Zeit, in der die Frau zuhause war. Sie hat die Kinder betreut und sich um das zuhause gekümmert. Heute nennen wir das in Denglisch Care Arbeit.

Der Mann arbeitete sein ganzes Leben 100%.

Am Schluss bekam er die Rente für beide Eheleute ausbezahlt.

Die AHV wurde am 1948 und die BVG 1972 eingeführt.

Aktuell sind viele Menschen im Ruhestand, welche nicht während ihres gesamten Arbeitslebens in die BVG einbezahlt haben, weil es sie noch gar nicht gab.

Gesellschaftlich hat sich seit 1972 viel verändert. Das Rentensystem ist aber nicht mit unseren Bedürfnissen mitgewachsen. Die Erwerbstätigkeit hat zugenommen, die Teilzeitarbeit ebenfalls.

Tiefprozentig arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer.

Und hier steckt das Problem mit den Frauen und der 2. Säule (Pensionkasse I BVG).

Über den Daumen kann man sagen, dass das all jene betrifft, die weniger als 70% bezahlter Arbeit nachgehen. Zu dieser Personengruppe gehören oft Mütter mit jüngeren Kindern.

1. Die erste Hürde liegt darin, dass Frau ein Jahreseinkommen von mind. 22'050 Franken haben muss.

2. Die zweite Hürde liegt darin, dass es einen sogenannten Koordinationsabzug gibt. Dieser ist eigentlich dazu da, dass der Anteil des Lohns, welcher von der AHV versichert ist, nicht gleichzeitig auch von der BVG versichert wird.

Dieser Koordinationsabzug benachteiligt jedoch Personen mit tiefem Einkommen, da dadurch nur noch ein kleiner Teil des Einkommens von der BVG versichert wird.

Das trifft oft Frauen. Typische ‘Frauenberufe’ haben ein tieferes Lohnniveau und haben einen hohen Teilzeitarbeitsanteil.

Mir ist bewusst, dass Männer aber eben doch deutlich mehr Frauen extrem viel unbezahlte Care Arbeit leisten. Sie erziehen und betreuen Kinder, kümmern sich um kranke und betagte Angehörige, backen den Kuchen fürs Schulfest, bringen vor der Arbeit die Kinder in die Kita oder zu den Grosseltern und vieles mehr! Diese Arbeit wird in der AHV miteinbezogen in der BVG jedoch nicht.

Wenn ich ein Problem habe oder Hilfe brauche (wenn meine Katze nicht zum Frühstück aufgetaucht ist und ich Panik habe, dass ihr etwas passiert ist ;) ), dann melde ich mich immer zuerst bei meiner Mutter.

Meine Mutter ist mein Fels und meine Mutter ist für mich der Inbegriff von Verlässlichkeit und alles immer unbezahlt und mit wenig gesellschaftlicher Anerkennung. An dieser Stelle: Danke Mami!

Wie kann ich Einfluss auf die Pensionskasse nehmen?

1. Beim Vorstellungsgespräch

Oft steht in der Stellenausschreibung, dass es gute Sozialleistungen im Unternehmen gäbe. Frage nach! Was beinhaltet das genau?

Auf Deinem Lohnausweis siehst Du jeden Monat den Betrag Deines Einkommens, welcher an die Pensionskasse geht. Den gleichen Betrag bezahlt Dein Arbeitgeber oder Deine Arbeitgeberin an die BVG. Moderne Arbeitgeber:innen bezahlen mehr als diese 50% in die Pensionskasse, verzichten oder minimieren den Koordinationsabzug und streichen das minimale Jahreseinkommen von 22'050 Franken.

Da in der Pensionskasse oft der grösste Teil unseres Vermögens steckt, lohn sich hier das genaue nachhacken in jedem Fall!

2. Vertreterin der Pensionskasse Deines Unternehmens werden

Es gibt in jeder Pensionskasse Vertreterinnen der Arbeitnehmer:innen und der Arbeitgeber:innen.

Du kannst Dich dort für bessere Bedingungen engagieren.

Informiere Dich bei Deiner Pensionskasse und/oder Deinem Unternehmen, wer sich dafür engagiert. Vielleicht kannst Du bei dieser Person Deine Anliegen anbringen.

3. Mit der 3. Säule die 2. Säule aufbessern

Dass die 3. Säule, die private Vorsorge, immer wichtiger wird hört man regelmässig in den Medien.

Wenn Du weisst, dass Du in Deiner Pensionskasse aufgrund Deiner Teilzeitarbeit benachteiligt bist, kannst Du Dir Deine Rente mit der privaten Säule 3a/3b aufbessern.

Mehr dazu bald in meinem nächsten Artikel. Folge mir auf Instagram, Facebook oder Linkedin, um keinen Artikel zu verpassen.

Wir müssen über Geld sprechen. Sprich mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin über Geld.

Wenn er oder sie hochprozentig arbeitet und Du tiefprozentig und/oder unbezahlter Care Arbeit nachgehst, gibt es die Möglichkeit, dass Dein Partner oder Deine Partnerin im Gegenzug für Dich in die 3. Säule einbezahlt.

Man kann als Angestellte:r jährlich nur einen Maximalbetrag in die 3. Säule einbezahlen. Das kann man also nicht nachholen!

Deshalb ist es wichtig, sich vor der Teilzeitarbeit Gedanken zu diesem Thema zu machen und mit der Partnerin oder dem Partner zu verhandeln.

Ich glaube an die Liebe und ich möchte mit meinem Partner zusammenbleiben. Trotzdem müssen wir realistisch sein. Die Scheidungsrate beträgt 50%. Es ist immer besser, in guten Zeiten über Geld zu sprechen und nicht erst in den weniger guten.

Frauenstreik und Pensionskasse – Wie das zusammengehört

Ich gehe am 14. Juni an den Frauenstreik.

Warum ich teilnehme?

Ich möchte gleiche Rechte für alle.

Ich möchte in der Schweiz keine Gendergap mehr.

Ich möchte keine Gender Pensiongap von 34,6%.

Ich möchte, dass die Pensionskassen auf die Bedürfnisse der heutigen Familienmodelle und Arbeitnehmer:innen eingehen und mit der Zeit gehen.

Ich demonstriere dort weder gegen Männer noch werde ich meinen BH verbrennen.

Wer den BH verbrennen möchte oder keinen trägt- go Girl!

Fazit:

Die Gender Pensiongap in der Schweiz ist zu hoch!

Die 2. Säule trägt massgebend zu dieser Gap bei.

Du kannst Dich über Deine Pensionskasse informieren und Dich für bessere Bedingungen einsetzen.

Du kannst Deine Rente mit der 3. Säule aufbessern.

Es ist wichtig, dass Du über Geld, Deine Sorgen und Deine Anliegen sprichst.

Du darfst Dich bei Fragen gerne via Kontakt bei mir melden.

Weisst Du über Deine Pensionskasse Bescheid?

Nimmst Du auch am Frauenstreik teil?

Ich freue mich über einen Kommentar oder einen Like von Dir!

The future is female!

Unterstütze Deine Girls, wann und wie immer es geht. <3

Der STUTZ möge in Deiner Hand sein. ;)